Newsletter Oktober 2017

Osteopathie: Bachelor und Master werden integriert

Im Bereich Osteopathie berücksichtigt das EMR die neue Fachhochschul-Ausbildung auf seiner Methodenliste. So wird die bisherige Methodennummer 223 – für Osteopathinnen und Osteopathen mit GDK-Diplom – um den Master-Abschluss ergänzt. Und für Therapeutinnen und Therapeuten, die den Bachelor-Titel erwerben und auf dem Weg zum Master sind, gibt es per 1. Januar 2018 eine eigene Methodennummer (2231). Pro Jahr nehmen 30 Personen die FH-Ausbildung auf. Was diese Anpassungen und die Entwicklung der Osteopathie-Ausbildung bedeuten, erklären Pierre Frachon und Sandro Fossetti, die Dekane für den Studiengang FH in Osteopathie an der Hochschule für Gesundheit in Freiburg.

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Sandro Fossetti (l.) und Pierre Frachon (r.) sind Dekane für den Studiengang FH in Osteopathie der Hochschule für Gesundheit in Freiburg.

Herr Frachon, Herr Fossetti, seit Januar 2007 können Osteopathen den geschützten Titel «Osteopath/in» erwerben, wenn sie die Prüfung für das entsprechende GDK-Diplom bestehen. An der Fachhochschule Westschweiz gibt es in Freiburg seit September 2014 einen nationalen Studiengang für Osteopathie. Warum braucht es diesen Fachhochschul-Abschluss?

Im Januar 2014 hat das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) zugestimmt, einen Studiengang in Osteopathie an der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO, Haute école spécialisée de Suisse occidentale) einzuführen – mit einem Bachelor- und einem anschliessenden Master-Abschluss. Diese Anerkennung entsprach dem Bedürfnis nach einer Ausbildung auf hohem Niveau für einen Beruf der medizinischen Erstversorgung.

Der FH-Studiengang in Osteopathie zielt darauf ab, zukünftige Spezialisten auszubilden, eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu gewährleisten und die Forschung im osteopathischen und berufsübergreifenden Bereich zu fördern.

Der Zugang zur Berufspraxis wird durch das neue Bundesgesetz über die Gesundheitsberufe (GesBG) festgelegt. Gemäss Gesetzestext werden nur die mit dem Bachelor- und Master-Abschluss erlangten Diplome anerkannt.

Wie geht es mit dem GDK-Diplom weiter?

Die interkantonale Prüfung für Osteopathinnen und Osteopathen und das GDK-Diplom bleiben noch die Norm, bis das Gesundheitsberufegesetz in Kraft tritt. Derzeit werden die Vollzugsverordnungen zum Gesetz entworfen und erstellt.

In Bezug auf ausländische Ausbildungen sieht das Gesundheitsberufegesetz vor, dass die GDK bis 2023 die interkantonale Prüfung bei den Kandidatinnen und Kandidaten abnimmt, welche die erforderlichen Kriterien erfüllen. Danach werden die Vollzugsverordnungen zum Gesetz die Anerkennungsverfahren regeln.

Im September 2017 haben die ersten Absolventinnen und Absolventen mit einem Bachelor-Titel in Osteopathie den Studiengang an der Fachhochschule Westschweiz abgeschlossen. Wie sieht deren weitere Ausbildung aus?

Die Inhaberinnen und Inhaber des Bachelors in Osteopathie können im Anschluss an den Bachelor-Abschluss das Master-Programm beginnen. Dieser Kurs besteht aus drei Schwerpunkten in den Bereichen angewandte Forschung, begleitete klinische Praxis und Wissensintegration.

Die begleitete klinische Praxis wird in drei Blöcke von je sechs Monaten aufgeteilt. Der erste und der dritte Block finden in Osteopathie-Praxen statt, der zweite erfolgt im institutionellen Umfeld (Spitäler, Kliniken etc.).

An jedem dieser Orte überwacht eine Bezugsperson alle Behandlungen, die von der Inhaberin oder vom Inhaber des Bachelors in Osteopathie durchgeführt werden. Die Bezugspersonen müssen folgende Kriterien erfüllen:

  • GDK-Diplom
  • Fünf Jahre Berufserfahrung
  • Zertifizierende HES-SO-Ausbildung für die Begleitung der klinischen Praxis

 

Wie ist gewährleistet, dass eine Therapeutin oder ein Therapeut mit Bachelor-Titel nicht für immer in diesem Zustand verharrt?

Der Titel «Bachelor of Science HES-SO in Osteopathie» ist ein Übergangsschritt zur Erlangung des «Masters of Science HES-SO in Osteopathie», welcher die selbstständige Tätigkeit erlaubt. Die zeitliche Dauer dieses Übergangsschritts ist auf maximal drei Jahre festgelegt. Die neue EMR-Methodennummer 2231 spiegelt diese Regelung wider: Therapeuten mit Bachelor-Abschluss müssen jedes Jahr nachweisen, dass sie sich noch in der Ausbildung zum Master befinden. Sobald sie den Master-Titel erworben haben, können sie sich nicht mehr für diese Nummer registrieren. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Assistenzzeit begrenzt sein wird.

Bachelor-Abgängerinnen oder -Abgänger können sich ab 1. Januar 2018 beim EMR mit einer eigenen Methodennummer registrieren lassen. Warum ist das aus Ihrer Sicht sinnvoll?

Durch die neue Methodennummer 2231 für die Inhaber des Bachelors in Osteopathie entstehen mehrere Vorteile:

  1. Mit der Bereitstellung der neuen Methodennummer wird das neue Bundesgesetz über die Gesundheitsberufe antizipierend umgesetzt und die vom Bund gewünschte Ausbildung abgebildet.
  2. Dank der Qualitätskriterien, die für die Betreuer während der Assistenzzeit festgelegt wurden, kann ein hoher Behandlungsstandard gewährleistet werden.
  3. Aufgrund der relativ niedrigen Anzahl an Studierenden – pro Jahr werden maximal 30 für den Bachelor-Studiengang aufgenommen – kann dann eine ausreichende Versorgung durch Osteopathen erzielt werden, wenn die Versicherer sowohl die Nummer 2231 als auch die Nummer 223 auswählen.

> weitere Informationen zum Studiengang Osteopathie finden Sie auf der Website der Fachhochschule Westschweiz.


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