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Studie zur Erfahrungsmedizin zeigt hohe Arbeitszufriedenheit

Kürzlich sind die Ergebnisse der schweizweit ersten Studie zur nicht-ärztlichen Erfahrungsmedizin im renommierten «European Journal of Integrative Medicine» veröffentlicht worden. Was genau dabei herausgefunden wurde, erläutert «Rita», die Mustertherapeutin.

Dank der grossen Unterstützung durch die EMR-Therapeutinnen und -Therapeuten konnte das Team des Instituts für komplementäre und integrative Medizin in Zürich, das die Studie in Zusammenarbeit mit dem EMR und der Swica durchgeführt hat, fundierte Einblicke in den therapeutischen Praxisalltag von Therapeutinnen und Therapeuten gewinnen. Dafür wurden die Angaben von 3638 Therapeutinnen und Therapeuten ausgewertet, was einer sehr guten Teilnehmerquote entspricht und für eine solide Datenbasis sorgt.

Anhand der gewonnenen Daten lässt sich das Bild der Mustertherapeutin Rita skizzieren, die den Durchschnitt der befragten Therapeutinnen und Therapeuten widerspiegelt. Gestatten? Rita ist 51 Jahre alt und seit 14 Jahren als Therapeutin mit einem Teilzeitpensum von circa 26 Stunden pro Woche tätig. Rita lebt und arbeitet in der Deutschschweiz und bietet vorwiegend klassische Massage an.

Ihre Kolleginnen und Kollegen in der Westschweiz arbeiten dagegen mehr mit Osteopathie und im Tessin liegt der Schwerpunkt auf Craniosacral Therapie. Warum das Angebot an Erfahrungsmedizin regional so unterschiedlich ist, kann Rita nicht genau sagen. Vielleicht liegt es an unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten, fehlenden klinischen Guidelines, an der Vergütungspraxis oder der Gesundheitspolitik oder auch einfach an der lokalen Verfügbarkeit von Therapeutinnen und Therapeuten?

Selbstständigkeit und Abwechslung sorgen für Zufriedenheit

Je länger Rita schon praktiziert, desto zufriedener ist sie mit ihrer therapeutischen Tätigkeit. An ihrem Beruf schätzt sie am meisten die Flexibilität in ihrem therapeutischen Alltag, und da sie selbstständig arbeitet, hat sie eine hohe Work-Life-Balance und viel Abwechslung bei ihrer Arbeit. Diese Zufriedenheit gibt Rita auch an ihre Patientinnen und Patienten weiter. Denn sie nimmt sich im Vergleich zu den meisten ärztlichen Behandlungen mehr Zeit für ihre Patientinnen und Patienten, mit durchschnittlich 90 Minuten für die Erstbehandlung und je 60 Minuten für die Folgebehandlungen.

Einzig die Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten könnte besser gelingen, findet Rita. Auch wenn es für ihre Arbeit nicht zwingend nötig wäre, würden sie und ihre Kolleginnen und Kollegen es begrüssen, wenn diese Zusammenarbeit ausgebaut werden könnte.

Mit welchen Beschwerden kommen Patientinnen und Patienten zu Rita? Viele klagen über chronische und akute Beschwerden wie beispielsweise am Bewegungsapparat oder haben psychische Beschwerden. In Bezug auf die Beschwerden kann Rita keine Unterschiede zwischen sich und ihren Kolleginnen und Kollegen in anderen Sprachregionen feststellen.

Bei modernen Zivilisationskrankheiten wie beispielsweise Kopf- und Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder Burnout leistet Rita mit ihrem Behandlungsansatz einen wertvollen Beitrag. Dabei steht sie nicht alleine da, denn sie erhält Unterstützung von ihren Kolleginnen und Kollegen, die mit Traditioneller Chinesischer Medizin, Akupressur und der westlichen Phytotherapie ebenfalls beliebte Behandlungsmethoden anbieten.

 

Welchen Stellenwert haben die Erkenntnisse aus der Studie?
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Prof. Dr. Claudia Witt

Frau Professor Dr. med. Claudia Witt, Direktorin des Instituts für komplementäre und integrative Medizin am Universitätsspital Zürich, ordnet die Resultate der Studie ein: «Das ist der erste breite Einblick in den Praxisalltag von Therapeutinnen und Therapeuten in der Schweiz. Deren hohe Zufriedenheit mit ihrer Tätigkeit ist ein spannendes Ergebnis.» Auch die beträchtlichen Unterschiede zwischen den Sprachregionen hebt sie hervor.

Weitere Studien sind laut Witt im Moment nicht geplant. Sie fände es aber interessant, weitergehende Forschungsfragen zu evaluieren:

  • Weshalb gehen die Patientinnen und Patienten gerade mit den genannten Beschwerden zu Therapeutinnen und Therapeuten?
  • Wie beeinflusst das Ausbildungsangebot die regionale Ausrichtung der Therapeutinnen und Therapeuten?
  • Wie könnte man die Zusammenarbeit zwischen Therapeutinnen und Therapeuten sowie Ärztinnen und Ärzten für eine bessere interprofessionelle Versorgung der Patientinnen und Patienten unterstützen?

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