EMR • RME – Qualität in der Erfahrungsmedizin
Die Neuerungen im EMR-Reglement 2020

Schonend und beliebt: FOI® neu auf EMR-Methodenliste

Die beliebte manuelle Methode Funktionelle Orthonomie und Integration® (FOI) ist in die EMR-Methodenliste 2020 aufgenommen worden. Was die Methode zu bieten hat, erfahren Sie im Interview mit Niels Fischer Demuth, Präsident des Schweizer Verbands für Funktionelle Orthonomie und Integration® (SVFOI) und Mitgesellschafter des internationalen Ausbildungsinstituts für FOI®.

Herr Fischer Demuth, welche Bedeutung hat für Ihren Verband die Aufnahme der Funktionellen Orthonomie und Integration® (FOI) in die EMR-Methodenliste 2020?

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Niels Fischer Demuth
Präsident des SVFOI

Die FOI® ist meines Erachtens eine der schonendsten und wirkungsvollsten Therapiemethoden, die es derzeit in der manuellen Medizin gibt. Für den SVFOI bedeutet die Aufnahme, dass sich der Stellenwert dieser Therapie erhöht und so ein Mehrwert für alle FOI®-Therapeutinnen und FOI®-Therapeuten in der Schweiz entsteht. Ein paar Versicherer haben die FOI®, seit sie eine eigene Abrechnungsziffer im Tarif 590 hat, bereits in ihren Leistungskatalog aufgenommen. Und einige teilten uns mit, dass sie die FOI® dann aufnehmen, wenn das EMR sie auf die Methodenliste setzt.

Wir sehen ein grosses Potenzial der FOI® – für das gesamte Gesundheitswesen. So gibt es in Deutschland ein FOI®-Projekt mit Betriebskrankenversicherern, dank dem zahlreiche Operationen am Bewegungsapparat vermieden werden können. Durch eine flächendeckende Anerkennung der FOI® wäre dies aus unserer Sicht auch in der Schweiz durchaus denkbar.

Welches sind die Grundlagen der FOI® und wie läuft eine Behandlung ab?

In einer FOI®-Behandlung steht der Mensch als Ganzes im Zentrum, und nicht nur ein schmerzender Körperbereich. Wir suchen immer nach dem Auslöser der Beschwerden – zum Beispiel einer Blockierung – und untersuchen deshalb den gesamten Körper. Nach einer Anamnese wird zunächst die Statik der Wirbelsäule und des Beckens untersucht. Dabei steht im Fokus, wie sich Fehlstellungen in den Gelenken in allen drei Dimensionen zeigen und wie sie mit den Beschwerden der Patientin oder des Patienten in Zusammenhang stehen.

Als Grundlage dient ein dreidimensionales Denkmodell, mit dem wir Bewegungen im Körper schnell zuordnen können und daraus ableiten, welche Störungen den grössten Einfluss auf die Beschwerden haben. Aus mehr als 25 Jahren Erfahrung mit dem Konzept haben wir gelernt, dass der menschliche Körper immer nach Balance strebt. Er baut deshalb in relativ festgelegten Mustern Kompensationen auf, sogenannte Blockierungsketten, um die Balance zu gewährleisten.

Nach dem Befund erfolgt stets eine Aufklärung der Patientin oder des Patienten über Fehlstellungen – wie diese entstanden sind, wie sie die Beschwerden auslösen und was dies für Folgen haben kann. Das Ziel einer FOI®-Behandlung ist es, den Körper wieder so in sein Gleichgewicht zu bringen, dass Schmerzen als Warnsignal nicht mehr nötig sind und die Gelenke wieder bestmöglich funktionieren, sodass sie adäquat belastet werden. Die Behandlung besteht zunächst darin, die Statik der Wirbel und des Beckens zu korrigieren. Darauf baut eine sogenannte dreidimensionale Funktionsbehandlung auf.

Ehrlichkeit der Patientin oder dem Patienten gegenüber steht dabei im Mittelpunkt. Eine FOI®-Behandlung sollte nach zirka vier Behandlungen einen positiven Effekt haben. Ist dies nicht der Fall, so ist die FOI® für die Patientin oder den Patienten und sein Beschwerdebild nicht die richtige Therapie. FOI®-Therapeutinnen und FOI®-Therapeuten werden gemäss dieser Philosophie geschult. Darauf legen wir als Verband grossen Wert.

In welchen Fällen empfehlen Sie, die FOI® anzuwenden?

Die Stärke der FOI® ist es, Funktionsstörungen schnell und effektiv zu beurteilen und umfassend zu behandeln. Den Funktionsstörungen liegen Traumata zugrunde. Jegliche Traumata hinterlassen Spuren im Körper – egal ob es ein «Bagatelltrauma» wie zum Beispiel ein umgeknickter Fuss oder ein Schleudertrauma nach einem schweren Autounfall ist. Daraus resultierende Funktionsstörungen im Körper verursachen nicht nur Schmerzen. Bestehen sie über einen längeren Zeitraum, führen sie zu Schäden an den Knochen und Gelenken.

Deshalb ist die FOI® für alle Patientinnen und Patienten geeignet, welche Beschwerden am Bewegungsapparat haben. Gerade bei chronischen und immer wiederkehrenden Wirbelsäulen-, Kopf- und Gelenkbeschwerden findet man mit der FOI® und dem Wissen um die Heilungszeiten des menschlichen Körpers oft einen Weg aus dem Labyrinth der Verzweiflung. Für uns ist das Wissen um die Wechselwirkung zwischen Funktion und Struktur im menschlichen Körper ein wesentlicher Bestandteil in der Ausbildung und Therapie.

Wie verbreitet ist die FOI® momentan in der Schweiz?

In der Schweiz haben wir derzeit 543 ausgebildete Therapeutinnen und Therapeuten und 23 FOI®-Kompetenzzentren. Kompetenzzentren sind Praxen respektive Therapeutinnen und Therapeuten, welche die FOI® als ihre Hauptbehandlungsmethode anwenden.

Wo können sich Interessierte ausbilden lassen?

Die Ausbildung in FOI® erfolgt über das Ausbildungsinstitut für Funktionelle Orthonomie und Integration® mit Sitz in Haren im deutschen Bundesland Niedersachsen. Von dort werden alle Kurse koordiniert. Das Ausbildungsinstitut bietet Kurse in der Schweiz an und arbeitet mit dem Bildungszentrum REHAstudy in Bad Zurzach zusammen.

Wie sind Sie mit der Methode FOI® in Berührung gekommen?

Ich war auf der Suche nach einer Therapierichtung, die den Menschen in seiner Gesamtheit in den Fokus der Behandlung stellt, und nicht nur einzelne Teilbereiche. Nach meiner Heilpraktiker- und Physiotherapieausbildung in Deutschland lernte ich 2004 Friedhelm Becker kennen. Friedhelm Becker hat zusammen mit Hans de Jong die FOI® entwickelt. 2005 fand einer der ersten FOI®-Kurse in meiner Heimatregion statt und ich war vom ersten Tag an begeistert von der Leichtigkeit und hohen Wirksamkeit dieser Therapiemethode – mit schmerzfreien Techniken, einer den ganzen Menschen einbeziehenden Philosophie und einer Unterstützung der Kursleiter, die einen spüren liess, dass es in der FOI® darum geht, den Menschen zu helfen. Diese Erfahrungen sind auch der Grund, weshalb meine Kollegin Dominique Moser und ich den SVFOI gegründet haben, um die erhaltene Unterstützung weiterzugeben.


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