EMR • RME – Qualität in der Erfahrungsmedizin
Grösste Schweizer Umfrage zur Erfahrungsmedizin

So stehen Herr und Frau Schweizer dazu

Was bewegt Menschen dazu, erfahrungsmedizinische Behandlungen in Betracht zu ziehen? Welche Art von Beschwerden sind die häufigsten Beweggründe? Was trägt zur Wahl der Behandlungsmethode bei? Wie sucht man entsprechende Therapeutinnen und Therapeuten? Und wie zufrieden ist man mit den Ergebnissen? – Das wollte das EMR aus erster Hand erfahren. Also überliess es der Schweizer Bevölkerung das Wort.

Vergangenes Jahr gaben wir eine bevölkerungsrepräsentative Erhebung zu Verbreitung, Nutzung und Behandlungserfolg der Erfahrungsmedizin – auch Komplementär- und Alternativmedizin (KAM) genannt – in der Schweiz in Auftrag.1) Es handelt sich um die bisher grösste hierzulande durchgeführte Umfragestudie dieser Art: das KAM-Barometer.

Ergebnisse zeigen rege Nutzung von KAM-Behandlungsmethoden

Diagramm zu Nutzung von KAM

Laut Studie haben beinah zwei Drittel der Bevölkerung schon einmal Methoden der KAM genutzt. Und bei 47 %2) der Befragten liegt das nicht mehr als drei Jahre zurück. Ein Röstigraben liegt nicht vor: Der Anteil aktuell Nutzender ist in der französischsprachigen Schweiz nur geringfügig grösser als in der Deutschschweiz. Frauen nutzen KAM etwas häufiger (51 %) als Männer (41 %). Der Anteil aktuell Nutzender ist bei unter 55-Jährigen höher als bei älteren Personen, bei den 36- bis 45-Jährigen am höchsten (55 %) und bei Rentnerinnen und Rentner nicht signifikant tiefer als im Jahrzehnt vor der Pensionierung (37 %).

Beinah 9 von 10 Befragten erachten Einsatz der KAM als sinnvoll

Eine zentrale Erkenntnis vorweg: Der Gang zu Therapeutinnen und Therapeuten der KAM ist nicht ein Weg am Arzt vorbei. 88 % der Befragten sind der Ansicht, KAM könne als Ergänzung (63 %) und, nur sofen angebracht und vernünftig, als Alternative zur Schulmedizin (25 %) sinnvoll eingesetzt werden. Lediglich 4 % sehen keine sinnvollen Einsatzmöglichkeiten (und 8 % wissen es nicht). 58 % der Befragten haben eine Zusatzversicherung, die auch Kosten für KAM-Behandlungsmethoden rückvergütet.

Wahl der Behandlungsmethode und Behandlungsfachkraft

Die Wahl der Methode ist für die Schweizer Bevölkerung eindeutig Vertrauenssache: In jedem dritten Fall (36 %) trifft man sie auf Empfehlung aus dem persönlichen Umfeld, ähnlich oft auf ärztliche Empfehlung oder anderer Gesundheits-Fachpersonen (29 %) und in ebenso vielen Fällen (32 %) aufgrund der Erfahrungen aus früheren Behandlungen.3)

Für entsprechende Behandlungen werden mehrheitlich (63 %) Therapeutinnen und Therapeuten aufgesucht. Etwa jede fünfte Behandlung (21 %) erfolgt bei Ärztinnen und Ärzten, die auch KAM-Methoden anbieten. In 17 % der Fälle haben die Befragten Medikamente ohne Verordnung eingenommen oder sich selbst behandelt – aber auch diese «Selbstbehandler» lassen sich mehrheitlich von Gesundheits-Fachpersonal (Apotheke/Drogerie, Arzt/Ärztin, Therapeut/Therapeutin) beraten. Bei knapp der Hälfte aller KAM-Behandlungen (48 %) liessen sich die Befragten noch ergänzend behandeln: in 39 % der Fälle schulmedizinisch, in nur 9 % durch eine weitere KAM-Methode.

KAM-Behandlungen werden mehrheitlich als wirksam empfunden

Diagramm zu Erfolg der Behandlung

Die Mehrheit der genutzten Behandlungen (84 %) wurde von den Befragten als sehr erfolgreich bis genügend wirksam empfunden. Lediglich 3 % stuften sie als gänzlich erfolglos ein. Fast 90 % der Befragten würden bei gleicher Beschwerde die gleiche Methode sehr wahrscheinlich oder ganz sicher nochmals anwenden.

Eine grosse Mehrheit sieht eine KAM-Behandlung nicht als einmalige therapeutische Methode, sondern will sie als gesundheitsfördernde Massnahme weiter anwenden: regelmässig bei 34 % der Behandlungsmethoden und sporadisch bei 48 %. Nur eine kleine Minderheit von 2 % verzichtete auf eine Weiterbehandlung, weil sie eine Methode als ungeeignet empfand.

Bei 87 % der Behandlungen nannten die Befragten zudem weitere positive Wirkungen wie etwa allgemein verbesserter Gesundheitszustand oder verändertes Alltagsverhalten – indem sie beispielsweise vermehrt auf Ausgleich und Entspannung achteten, bewusster mit sich selbst und ihrer Gesundheit umgingen, sich mehr bewegten, besser mit ihren Beschwerden umzugehen lernten oder sich gesünder ernährten.

Insgesamt 91 Beschwerden wurden genannt, die mit KAM behandelt wurden: am häufigsten Nacken- oder Rückenschmerzen, allgemeine Muskelschmerzen oder -krämpfe und Gelenkschmerzen. Ähnlich vielfältig verhält es sich, mit 74 verschiedenen Nennungen, auch bei den Methoden.

Bedeutende Ergebnisse für uns alle

Die Tatsache, dass die Schweizer Bevölkerung die Erfahrungsmedizin rege nutzt und offensichtlich zufrieden ist mit den Behandlungsergebnissen, bestätigt die tägliche Arbeit von Bildungsanbietern, Berufsverbänden, OdAs, Versicherern, EMR sowie vor allem Therapeutinnen und Therapeuten, die für Professionalität und Sicherheit in der Branche sorgen. Ein Engagement, das sich offensichtlich für alle Beteiligten langfristig auszahlt.


1) Die Umfrage führte das auf dem Gebiet spezialisierte Institut Polyquest AG mit methodischer Unterstützung der Büro Vatter AG durch. Die nachfolgenden Zusammenfassungen von Ergebnissen und Erkenntnissen wurden weitgehend im Wortlaut übernommen. Quelle: Christian Bolliger, Markus Simon (2021). KAM-Barometer – Studie zu den Erfahrungen der Schweizer Bevölkerung mit der Komplementär- und Alternativmedizin. Initiiert und herausgegeben vom ErfahrungsMedizinischen Register EMR. Basel

2) Bei den nachfolgend wiedergegebenen Prozentwerten ist zu beachten, dass sie nur eine Schätzung des «wahren Werts» in der Bevölkerung darstellen und dieser um einige Prozentpunkte um den Schätzwert streuen kann.

3) Es konnten mehrere Nennungen gemacht werden.


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