EMR • RME – Qualität in der Erfahrungsmedizin
Das war der Tag der Erfahrungsmedizin 2024

Aufbruchsstimmung am Tag der Erfahrungsmedizin 2024:
Bericht «aus dem Wald»

Der Tag der Erfahrungsmedizin 2024 hat die rund 1000 Teilnehmenden durchweg begeistert – und grosse Hoffnungen geweckt. Obwohl die Referierenden aus ganz unterschiedlichen «Lagern» stammten, schienen sie sich beim Thema der Tagung einig zu sein: Die interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen ist nicht nur sinn- und wertvoll, sondern soll auch entsprechend gefördert werden.

Publikum am Tag der Erfahrungsmedizin 2024

Schon bald sehen wir ein richtiges Miteinander von Erfahrungs- und Schulmedizin: Diesen Eindruck hinterliess der Tag der Erfahrungsmedizin 2024. Alle Referentinnen und Referenten schienen sich darüber einig zu sein, dass die interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen unaufhaltsam ist. Auch wenn da sicher zum Teil der Wunsch Vater des Gedankens war: Der Tag der Erfahrungsmedizin 2024 hat Mut gemacht und die Richtung vorgezeigt.

Stabübergabe im Unternehmen
Alexander Keberle, Dr. med. Silva Keberle, Françoise Lebet
Alexander Keberle, Dr. med. Silva Keberle, Françoise Lebet
 

Doch gehen wir der Reihe nach, bei unserem Blick zurück: Nach der Begrüssung durch Françoise Lebet, Geschäftsführerin Eskamed AG / EMR, informierte Dr. med. Silva Keberle, Gründerin der Eskamed AG und des EMR, über eine Stabübergabe an der Spitze des Unternehmens zum 25-Jahr-Jubiläum des EMR. Symbolisch übergab sie den Stab in Form eines Holzstocks aus dem Wald an ihren Sohn Alexander Keberle, der neuer Firmeninhaber und Verwaltungsratspräsident der Eskamed AG ist.

Das Holz stand sinnbildlich für die ganze Tagung: Der Wald, in seiner Eigenart als ein sich ständig aufs Neue, autonom regulierendes System, kann als ein Symbol für die interprofessionelle Zusammenarbeit gelten. Dazu passte, dass die Referierenden statt üppiger Blumen eine kleine Holzscheibe als Dankeschön erhielten. Damit unterstützt das EMR die Stiftung Bergwaldprojekt, die Erhaltung, Pflege und Schutz des Bergwaldes fördert, wie Françoise Lebet erläuterte.

Der ideale Behandlungspfad
Lukas Engelberger
Lukas Engelberger
 

Die Patientin und der Patient im Zentrum eines interprofessionellen Behandlungspfades: Das möchte Lukas Engelberger, der als Gesundheitsdirektor das Grusswort der Regierung Basel-Stadt überbrachte. Für den idealen Behandlungspfad redete er der Integrierten Versorgung das Wort, mit welcher die interprofessionelle Zusammenarbeit aller Akteure angestrebt wird. Wie aktuell das Thema ist, zeigte sein Blick auf den Leitfaden zur Integrierten Versorgung (PDF, 2 MB) von 2019 der GDK (Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren), der Engelberger als Präsident vorsteht.

Engelberger dankte Silva Keberle, Françoise Lebet und dem EMR mit allen Therapeutinnen und Therapeuten für die Qualitätssicherung in der Erfahrungsmedizin. Und er sagte der EMR-Gründerin Silva Keberle: «Du bist eine echte Pionierin.»

Der Wald als Vorbild für das Gesundheitswesen
Film aus dem Wald mit Theo Weber
Film aus dem Wald mit Theo Weber
 

Und was war denn nun mit dem Wald und seiner Bedeutung für die interprofessionelle Zusammenarbeit? Darüber gab ein eindrücklicher Film aus dem Wald Aufschluss – mit Theo Weber, dipl. Forstingenieur ETH und Vorsteher des Amtes für Wald und Natur im Kanton Schwyz. Er sieht den Wald als sinnbildlich für die Gesellschaft, als eine funktionierende Ganzheit, die sich selbst reguliert und regeneriert. Als eines der Beispiele zeigte er im Film, wie auf einem umgestürzten Stamm neue Bäumchen wachsen und sich der Wald damit verjüngt.

Die Vorbildfunktion des Waldes – der sich immer wieder neu «organisiert» – für eine gute Zusammenarbeit betonte auch Françoise Lebet, auf eine der zahlreichen scharfsinnigen und manchmal witzig-provokativen Fragen des Tagungs-Moderators Dieter Kohler. Und warum braucht es eine interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen? Françoise Lebet verwies auf die Kostenproblematik, den Patientenschutz und in diesem Zusammenhang auf die zunehmende Professionalisierung in der Erfahrungsmedizin sowie auf die Bedeutung einer sinnvollen Zusammenarbeit zwischen Erfahrungs- und Schulmedizin auf dem Behandlungspfad.

«Mischwald ist besser als Monokultur»
Ludwig Hasler
Ludwig Hasler
 

Im Film kam sogar eine philosophische Bedeutung des Waldes zum Vorschein, indem Förster Theo Weber den amerikanischen Naturphilosophen John Muir zitierte: «Und in den Wald gehe ich, um meinen Verstand zu verlieren und meine Seele zu finden.» Ganz und gar philosophisch wurde es, als Ludwig Hasler auftrat. Den Wald liess er dabei nicht ausser Acht und er stöberte in seinen Erinnerungen an ein plakatives Motto in seiner Studienzeit, das sogar das Tagungsthema Interprofessionalität auf den Punkt gebracht hätte: «Mischwald ist besser als Monokultur.» Der Philosoph, Physiker und Publizist nahm das Publikum mit auf eine mentale Gymnastik-Tour, um darzulegen, worauf es im Gesundheitswesen ankommen sollte:

«1. Hauptsache persönlich.» Kompetenz müsse mit Überzeugungskraft und Beziehungskunst verbunden sein, wie die Placebo-Forschung zeige. Der Referent erzählte von seiner Mutter, die bei der einen Pflegerin im Altersheim nicht einmal aufstand, wenn sie kam, und bei der anderen aufblühte: «Wenn Anna kommt, geht die Sonne auf.»

«2. Den Affen wahrnehmen.» Hasler plädierte dafür, davon wegzukommen, den Blick auf das eigene Wissen zu verengen. Diese Aufmerksamkeitsblindheit führe dazu, nur das zu sehen, was man ohnehin erwarte. Als Beispiel erwähnte er ein Experiment, bei dem Radiologen Serien von Scans der Lunge gezeigt wurden. Auf Aufnahmen der letzten Serie war das Bild eines Affen, eines Gorillas, eingefügt, was aber niemandem aufgefallen sei.

«3. Aufs Ganze gehen, den kompletten Menschen im Blick haben.» Dieser ganzheitliche Blick gehe verloren: «Wenn ich mit Fachleuten unterwegs bin ... – das ist ja die Logik der Wissenschaft – die wissen immer mehr von immer weniger.» Und gerade mit Bezug auf Krankheiten wie Depressionen zog Hasler den Schluss: «Sicher ist der Mensch kein biochemischer Apparat, er ist eher ein Roman. ... Und es gibt in jedem – wie im Roman – Schlüsselstellen, die wir leicht übersehen, wenn wir uns nur an die eigene Disziplin halten.»

Gesundheitsförderung durch Verhalten und Bildung
Felix Schneuwly
Felix Schneuwly
 

Einen kritischen Blick auf das Schweizer Gesundheitssystem warf Felix Schneuwly, Head of Public Affairs bei comparis.ch und Vizepräsident des Bündnisses Freiheitliches Gesundheitswesen. Zwar stehe das Schweizer Gesundheitswesen laut internationalen Vergleichen jeweils weit oben (Beispiel Euro Health Consumer Index), auch dank des demokratischen Mitbestimmungsrechtes und des Föderalismus. Dennoch sei das Schweizer Gesundheitssystem zu stark politisiert. Die bisherige Regulierung führe nur zu mehr Administration und habe die Wachstumskurve der Gesundheitskosten nicht beeinflusst.

Schneuwly sprach sich für eine Definition der Gesundheit nach dem Meikirch-Modell aus, wonach diese vom biologisch gegebenen und persönlich erworbenen Potenzial abhängt. Er betonte die Bedeutung des eigenen Verhaltens für die Gesundheit. Gemäss einer Synthese durch economiesuisse von drei Studien hat das Verhalten einen deutlich grösseren Einfluss als die Gesundheitsversorgung (38 % versus 11 %). Daraus zog Schneuwly den Schluss, dass der Bildung eine sehr wichtige Rolle zukommt: «Bildung ist die beste Gesundheitsförderung.» Und er forderte die Möglichkeit, dass jemand selbst wählen kann, wer eine Behandlung koordiniert – also ein Votum für eine gleichberechtigte interprofessionelle Zusammenarbeit.

Unerwarteter Rückenwind für die Interprofessionalität
Vivianne Buchter, Andrea Bürki, Moderator Dieter Kohler, Dr. med. Yvonne Gilli
Vivianne Buchter, Andrea Bürki, Moderator Dieter Kohler, Dr. med. Yvonne Gilli
 

Fast schon euphorischen Rückenwind erhielt die Interprofessionalität von unerwarteter Seite. Zu einer Diskussionsrunde war Dr. med. Yvonne Gilli, Präsidentin der FMH (Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte), als Vertreterin der Ärzteschaft eingeladen. Doch sie machte sich zur glühenden Anwältin einer Einbindung der Erfahrungsmedizin und mahnte die «einseitig naturwissenschaftlich ausgerichtete» Schulmedizin, sich zu öffnen und den «Röhrenblick» abzulegen. Gilli sah zwei aktuelle Herausforderungen, bei denen sie die Einbindung der Erfahrungsmedizin als besonders hilfreich erachten würde: den Hausärztemangel und die Verringerung des Antibiotika-Einsatzes.

Die Diskussionspartnerinnen von Gilli, Andrea Bürki, Präsidentin der OdA KT, und Vivianne Buchter, Co-Leiterin der Qualitätssicherungs-Kommission der OdA AM, hatten leichtes Spiel. Andrea Bürki wies auf erste Ansätze wie Gemeinschaftspraxen hin, auf die Anstrengungen der OdAs mit dem eidgenössischen Diplom und auf Forschungsberichte des BAG zur Interprofessionalität. Und Vivianne Buchter wünschte sich eine breite Öffentlichkeitsarbeit der Erfahrungsmedizin, um die Allgemeinheit darüber zu informieren, welche Berufe und Ausbildungen dahinter stehen.

Unterstützung für Krebs-Patientinnen und -Patienten
Anna Zahno, Dieter Kohler
Anna Zahno, Dieter Kohler
 

Dass die interprofessionelle Zusammenarbeit (noch) kein Selbstläufer ist, zeigte das Gespräch von Moderator Dieter Kohler mit Anna Zahno, Leiterin des Krebstelefons der Krebsliga Schweiz. Laut Zahno gibt es unter Krebsbetroffenen häufig den Wunsch, zur Unterstützung der Behandlung Therapien der Erfahrungsmedizin einzubinden, gerade bezüglich der Nebenwirkungen. Sie begrüsste es, dass in der Schweiz Zentren mit Integrativer Medizin entstanden sind, relativierte aber: «Im Alltag erlebe ich es immer noch als Kampf von beiden Seiten», also sowohl von Schul- als auch Erfahrungsmedizin.

Und was wollte Zahno den Therapeutinnen und Therapeuten am Tag der Erfahrungsmedizin mit auf den Weg geben? Sie äusserte folgenden Wunsch: «Unterstützen Sie die onkologischen Patientinnen und Patienten so gut als möglich auch im Symptom-Management und im psychologischen Bereich.»

Der Troubadour mit und ohne Worte fasst zusammen
Bruno Bieri
Bruno Bieri
 

Für einen musikalisch-poetischen Zwischenton, eine unterhaltsame Zusammenfassung in Worten und Tönen war Bruno Bieri besorgt. Der Troubadour aus Bern spielte auf seinem «Hang» (berndeutsch für: Hand), einer Art linsenförmiger Metall-Handtrommel, und begeisterte mit rasanten Gedankensprüngen und witzig-philosophischen Zusammenhängen. Er spannte den Bogen von Naturtönen zu Naturheilkunde, von Heilen («Heile, heile, Säge») und Krankheit zum Tod, streifte Polo Hofer («Gsang isch gsung»), Hildegard von Bingen, ChatGPT und künstliche Intelligenz und zitierte Martin Walser: «Ich will den Ton hervorbringen, der durch mein Leben entsteht.»

Interprofessionelle Zusammenarbeit umgesetzt
Dieter Kohler, Dr. med. Marc Schlaeppi
Dieter Kohler, Dr. med. Marc Schlaeppi
 

Wie die interprofessionelle Zusammenarbeit bereits funktioniert, zeigte Dr. med. Marc Schlaeppi, der Leiter des Zentrums für Integrative Medizin am Kantonsspital St. Gallen. Er stellte die Integrative Onkologie vor, also die Umsetzung der Interprofessionalität bei der Krebsbehandlung: «Integrative Onkologie ist ein patientenzentriertes, evidenzinformiertes Gebiet der Krebstherapie, das Mind-Body-Verfahren, natürliche Produkte und/oder Lebensstil-Änderungen aus unterschiedlichen Traditionen begleitend zu den konventionellen Krebstherapien einsetzt.» Insbesondere sollen die Selbstheilungskräfte gefördert werden, nach dem Motto «Der Patient wird zum Aktient».

Von grosser Bedeutung ist die Integrative Medizin am Kantonsspital St. Gallen laut Schlaeppi auch bei der allgemeinen Schmerzbehandlung, und sogar auf der Notfallstation sei sie präsent, wo Akupunktur und Osteopathie eingesetzt werden. Wie Anna Zahno erwähnte er die weiteren Kliniken mit Integrativer Medizin (integrative-kliniken.ch). Und Marc Schlaeppi erklärte den Sinn der interprofessionellen Zusammenarbeit so: «Integrative Medizin ist, das Beste aus beiden Welten zusammenzubringen.»

Interesse und Freiheit der Versicherer
Dieter Kohler, Reto Flury, Daniel Rochat
Dieter Kohler, Reto Flury, Daniel Rochat
 

Welche Haltung nehmen die Versicherer gegenüber der interprofessionellen Zusammenarbeit ein? Dieser Frage ging Moderator Dieter Kohler in einem Gespräch mit Reto Flury, CEO der EGK, und Daniel Rochat, Mitglied der SWICA-Geschäftsleitung, nach. Rochat betonte das Interesse der Versicherer an der Interprofessionalität aufgrund höherer Effizienz und tieferer Kosten. Flury ging darauf ein, dass die nichtärztliche Erfahrungsmedizin nicht über die Grundversicherung abgedeckt wird und somit nicht deren Regulierungen unterworfen ist, was den Versicherern mehr Freiheit ermögliche.

Dass die Rolle der Versicherer die Therapeutinnen und Therapeuten umtreibt, zeigten die zahlreichen Voten und Fragen aus dem Publikum an Flury und Rochat. Zum Beispiel mussten sie sich der Frage stellen, ob sie bei den Vergütungen strenger geworden seien. Rochat entgegnete: «Sie können die Versicherungsbedingungen nicht einfach so verschlechtern, wenn sie das nämlich tun, dann lösen sie die Verträge auf und müssen sie neu abschliessen. Also, da muss der Kunde schon Ja sagen.» Und Flury ergänzte, dass die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA Änderungen der Bedingungen überprüft.

Viele Fragen aus Publikum – Prävention als wichtiges Anliegen

Und wie lautete das Fazit des Tags der Erfahrungsmedizin für die Referierenden? In der Podiumsdiskussion outete sich Felix Schneuwly als «kein Fan der Erfahrungsmedizin», der sich aber, wie es schien, zumindest ein wenig «bekehren» liess. Er verwies auf die Empathie als Schwäche der Schul- und als Stärke der Erfahrungsmedizin und sprach sich entschieden für eine vermehrte interprofessionelle Zusammenarbeit aus, um die Patientin oder den Patienten ins Zentrum zu stellen: «Wenn man das ernst nimmt, dann ist man eigentlich gezwungen, mit anderen Fachleuten zusammenzuarbeiten.» Yvonne Gilli doppelte nach und rief alle Beteiligten dazu auf, sich dafür einzusetzen: «Ohne dass wir aktiv daran arbeiten, wird nichts passieren.»

Felix Schneuwly, Reto Flury, Dr. med. Yvonne Gili, Vivianne Buchter, Dieter Kohler
Felix Schneuwly, Reto Flury, Dr. med. Yvonne Gili, Vivianne Buchter, Dieter Kohler
 

Als wichtiges Anliegen aus dem Publikum schälte sich bei den Fragen an das Podium die Prävention heraus. So war zu hören: «Wir brauchen nicht mehr Ärzte, sondern weniger Patienten.» Schneuwly pflichtete dem zwar bei, mahnte aber zur finanziellen Zurückhaltung, weil Prävention primär im Eigeninteresse liege: «Wenn ich überzeugt bin, dass Prophylaxe und Gesundheitsförderung wichtig sind, dann heisst das noch nicht, dass die Allgemeinheit alles zahlen muss.» Reto Flury schloss sich dem an und verwies zugleich auf Anstrengungen der Versicherer bezüglich Prävention: «Da stehen praktisch alle dahinter.» Und Vivianne Buchter warf dazu eine Anregung in die Runde: «Man weiss ja, dass im alten China die Ärzte bezahlt wurden, wenn die Patienten nicht krank wurden.»

Ärzteschaft in der Verantwortung

Auch die eigentliche Umsetzung der interprofessionellen Zusammenarbeit im Markt wurde thematisiert – so anhand des Beispiels von Gesundheitszentren. Als Hindernisse sah Buchter die Tarif- und Abrechnungsunterschiede sowie eine «gegenseitige Unkenntnis». Dr. Gilli nahm die Ärztinnen und Ärzte in die Verantwortung und wies ihnen die Führungsrolle dafür zu, die Interprofessionalität voranzutreiben.

Das Publikum war nicht nur mit zahlreichen Fragen an die Diskussionsrunden aktiv. Auch an den Ständen der Aussteller herrschte in den Pausen reger Betrieb. Teilweise bildeten sich sogar regelrechte Schlangen vor den vielfältigen Informationsständen von diversen Organisationen, Bildungsanbietern und aus der Gesundheitsbranche.

«Das gesellschaftliche Biotop ist ideal für Sie»
Ludwig Hasler
Ludwig Hasler
 

Den bilanzierenden Schlusspunkt der Tagung setzte Ludwig Hasler – der das Publikum schon vor fünf Jahren geradezu zu Begeisterungsstürmen hinriss – mit seinem zweiten Auftritt. Fast euphorisch richtete er sich an die Therapeutinnen und Therapeuten und machte ihnen Mut: «Das gesellschaftliche Biotop ist ideal für Sie.» Er erwähnte die Herausforderungen von Hausärztemangel und Antibiotika-Einsatz sowie die Aussagen von Yvonne Gilli, die er deswegen als «Himmelsgeschenk» bezeichnete. Zugleich warnte er davor zu meinen, es genüge einfach, zu informieren und das eigene Wissen zu verbreiten: «Ich bitte Sie, die Welt weniger vom Wissen und mehr vom Wollen her zu sehen.»

Hasler machte noch eine weitere Chance für die Therapeutinnen und Therapeuten aus: die zunehmende Zahl älterer Leute. Ihnen fehle heutzutage die seelische Energieaufnahme, das Metaphysische («warum gibt es mich hier eigentlich?»). Und er wusste auch, was glücklich macht oder zumindest für gute Laune sorgt, nämlich «warme und freundliche Beziehungen»: «Das ist das kleine, bescheidene Geheimnis des Lebens.»

Und wo steht die Interprofessionalität in fünf Jahren?

Mit ihrem Schlusswort bedankte sich Françoise Lebet bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung, die viel Hoffnung weckte für die Zukunft der interprofessionellen Zusammenarbeit. Bereits am Tag der Erfahrungsmedizin vor fünf Jahren war der Wunsch bei vielen hör- und spürbar, dass die Schul- und die Erfahrungsmedizin vermehrt zusammenarbeiten. Was war somit naheliegender, als dem Thema «interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen» am Tag der Erfahrungsmedizin 2024 auf den Grund zu gehen?! Wir sind sicher alle gespannt, wo wir mit der Interprofessionalität in fünf Jahren stehen werden.


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